Lutz Koch: Hagen-Vorhalle: Eine Fossil-Fundstelle von Weltrang | ||||||
Nachdem die Vorhaller Klinkerwerke die Ziegelproduktion im Jahre 1989 eingestellt hatten, wurde das Gelände völlig umgestaltet, um die Aufnahmekapazität zur Ablagerung von Bauschutt zu erhöhen. Dabei wurden die fossilführenden Schichten zunächst verschüttet, später aber wieder aufgeschlossen. Zwischen 1990 und 1997 führte das Westfälische Museum für Naturkunde Münster eine Grabung durch. Die Präparation der insgesamt 16.000 geborgenen Fossilien dauert derzeit noch an; die wissenschaftliche Bearbeitung einzelner Fossilgruppen konnte inzwischen abgeschlossen werden.
Die in der Grube anstehenden Tonsteinsschichten kamen während der Oberkarbon-Zeit (Namur B, vor 318 Millionen Jahren) in der Meeresbucht eines Flussdeltabereiches zur Ablagerung. Bei den mächtigeren Sandsteinen handelt es sich um kleinere Flussrinnen. Ein küstennaher Ablagerungsraum kann auch aufgrund der engen Vergesellschaftung von Faunenelementen aus verschiedenen Lebensbereichen angenommen werden. Vom Festland wurden Landpflanzen (farnblättrige Pflanzen, Schachtelhalme, Siegel-, Schuppen- und Cordaitenbäume), Insekten (Libellen, Urnetzflügler, Urschnabelkerfe), Arachniden (u.a. Geißelskorpione) und Tausendfüßer eingeschwemmt oder eingeweht. Süßwaserfische (Stachelhaie, Strahlenflosser, Quastenflosser) konnten in der Bucht leben, da eine Überschichtung von Süßwasser auf Salzwasser stattfand. Marine Lebewesen der Bucht waren Goniatiten, Muscheln, Brachiopoden und Krebse. Aufgrund der außerordentlich guten Erhaltung der Fossilien wird das Vorhaller Tonsteinvorkommen auch als Konservat-Lagerstätte bezeichnet und führt seit Mai 2006 die offizielle Bezeichnung "Nationaler Geotop".
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Text und
Fotos (soweit nicht anders angegeben): Lutz Koch |