Lutz
Koch:
Mitteldevonische
Pflanzenfossilien aus der Umgebung von Hagen |
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Die Brandenberg-Schichten, benannt nach dem Brandenberg westlich von Altena-Nachroth, haben eine sehr uneinheitliche Ausbildung und unterscheiden sich dadurch von den gleichförmigeren Ablagerungen der Unteren Honsel-Schichten im Hangenden und den Mühlenberg-Schichten im Liegenden. So trifft man in den Steinbrüchen in Ambrock auf blau- und grüngraue Grauwacke, grobkörnigen braunen Sandstein, hellen Feinsandstein und roten und grünen bzw. rotgrün gefleckten Ton- und Schluffschiefer. Abgelagert wurden die Schichten am Südrand eines großen Nordkontinents (Old-Red-Kontinent) in Äquatornähe unter küstennahen Bedingungen. So ist auch die geborgene Fauna typisch für ein solches Sedimentationsmilieu: Spurenfossilien, nicht-marine Muscheln, Ostrakoden (Muschelkrebse), Knochen und Panzerteile von Panzerfischen sowie Schuppen von anderen Fischen.
Da der Küstenverlauf des Nordkontinents während des Mitteldevon nicht einheitlich war, bildeten sich vor allem zur Ablagerungszeit der Brandenberg-Schichten (vor 389 Mill. Jahren), bedingt durch unterschiedliche Wasserstände und ein periodisches Vordringen und Zurückweichen des Meeres, vor der Küste Inseln, Wattzonen, Überflutungsbereiche und Flussdeltaräume mit teils marinen, teils limnisch-brackischen, teils festländischen Bedingungen. Verbunden mit einem durch Äquatornähe gleichmäßig warmen Klima boten diese Gebiete günstige Voraussetzungen für die Entwicklung erster Landpflanzen, gewissermaßen für den Schritt der Pflanzen vom Wasser aufs Land. Die nachgewiesenen Landpflanzen waren einerseits sog. Psilophyten (Nacktpflanzen); das sind blattlose Pflanzen, die auf eine zeitweilige Überflutung ihres Lebensraumes noch nicht verzichten konnten. Weitere Gruppen werden als Vorläufer der Farne, Schachtelhalme und Bärlappgewächse gedeutet. Eine dritte Gruppe wird als Prospermatophyta bezeichnet; diese fassen Formen zusammen, die sich zwar noch durch Sporen fortgepflanzt haben, aber bereits zu den Samenpflanzen überleiten. Sie besaßen kleine blattartige, gegabelte Organe oder spreitige Blättchen in größeren Wedeln; teilweise waren sie baumförmig und verästelt. Die Prospermatophyta werden als unmittelbare Ahnen der Samenpflanzen angesehen. Die Erforschung devonischer Pflanzen, verbunden mit Klärung der Frage "Algen oder Sprosspflanzen", geht auf die Zeit um 1920 zurück. Hier konnten KIDSTONE & LANG an Pflanzenresten aus dem Unterdevon von Rhynie (Schottland) anhand von verkieseltem Stücken die wichtigen Kennzeichen der Sprosspflanzen erkennen. Wenig später wurde an mehreren Fundstellen des heutigen Wuppertal-Elberfeld reichhaltiges mitteldevonisches Pflanzenmaterial entdeckt, das von KRÄUSEL UND WEYLAND in zahlreichen Publikationen beschrieben wurde. Die Mitteldevon-Flora des Volmetales wurde an der Forschungsstelle für Paläobotanik in Münster durch W. REMY und H. MUSTAFA zwischen 1975 und 1980 bearbeitet (siehe Bibliographie). Nach dem Tode von R. KRÄUSEL und H. WEYLAND konnte H.-J. SCHWEITZER (Universität Bonn) die Arbeit an Funden aus Wuppertal fortsetzen. Er revidierte dabei anhand von neuem Material, das 1975 beim Bau des Kiesberg-Tunnels in Elberfeld geborgen wurde, zahlreiche Arten, dabei auch einige von Ambrock erstmals beschriebene. Anhand der neuen Elberfelder Funde legte SCHWEITZER zudem zum Teil stark von früheren abweichende Rekonstruktionszeichnungen vor (siehe Bibliographie).
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© Text und Fotos:
Lutz Koch (letzte Aktualisierung: 17.05.2006). |